Navy-Rum
Alles, was du wissen musst
Vom täglichen „Tot“ der Royal Navy bis zum legendären Black Tot Day – Navy Rum ist flüssige Geschichte. Erfahre spannende Hintergründe, entlüfte die bekanntesten Mythen und entdecke charakterstarke und seltene Flaschen, die diesen Stil unsterblich machen.
- Der legendäre Blend der Royal Navy: seit 1655 erhielten britische Matrosen täglich ihren „Tot“ – kräftiger Melasse-Rum (ca. 54,5 % ABV, „Navy Strength“) aus Blends karibischer Herkunft (v. a. Guyana, Trinidad, Jamaika, Barbados).
- Am 31. Juli 1970 endete diese Tradition – der „Black Tot Day“.
- Typisch: dunkle, würzige, fruchtige Aromen + hoher Alkoholgehalt.Bekannte Vertreter: Pusser’s, Black Tot, Rumclub Navy Blend.
- RumX würdigt die Legende mit einem eigenen Navy Rum by Famille Ricci – eine moderne Hommage anmehr als 300 Jahre Rumgeschichte.
Flatternde Segel bei steifer Brise, stampfende Turbinen, Palmen am Horizont und Kanonenschüsse: willkommen in der vielseitigen Welt des Navy Rums, dem wohl bekanntesten Blend der Spirituosengeschichte.
Was zunächst nur wie eine einfache Mischung aus Melasse-Rum (Melasse = Rückstand aus der Zuckerproduktion) von den ehemaligen britischen Kolonien, vorrangig Jamaika, Trinidad, Britisch-Guyana und Barbados, klingt, ist in Wahrheit eine mehr als 300 Jahre alte Tradition.
Aber fangen wir ganz von vorne an!
Was genau ist Navy Rum?
- Eine Mischung aus Rumsorten aus den ehemaligen britischen Kolonien in der Karibik: Jamaika, St. Lucia, Barbados, Britisch-Guayana (manchmal auch Mauritius).
- Destilliert aus Melasse
- Navy Strength: hoher Alkoholgehalt von 54,6–57 %
Im 17. Jahrhundert war das tägliche Leben vieler Seeleute der britischen Marine aufgrund wochenlanger Seereisen oft von Skorbut geprägt, einer Vitaminmangelkrankheit. Außerdem litten sie unter psychischen Problemen, die durch die vielen Seeschlachten verursacht wurden. Um Infektionen einzudämmen und die allgemeine Stimmung zu heben, beschloss die Royal Navy im Jahr 1655, den Seeleuten auf allen ihren Kriegsschiffen eine tägliche Ration Rum auszuteilen. Dieser sogenannte „Tot” (was so viel wie „kleiner Schluck” bedeutet) bestand aus einem Achtel eines imperialen Pints (71 ml) Rum mit 95,5 Proof (54,6 % Alkoholgehalt) und wurde mittags ausgegeben. Auch heute noch wird dieser Rum in Anlehnung an seine engen Verbindung zur Marine als „Navy Rum” bezeichnet.

Die Matrosen der Royal Navy tranken ihren Navy Rum traditionell aus kleinen Blech- oder Holzbechern, die als „Tot Mugs”, „Rum Cups” oder „Grog Mugs” bekannt waren. Diese persönlichen Becher wurden für die tägliche Rumration verwendet und waren ein fester Bestandteil der Tradition an Bord. Heute wird Navy Rum einfach aus einem Tumbler oder einem tulpenförmigen Nosing-Glas getrunken, damit sich das Bouquet des Rums voll entfalten kann.
Was versteht man unter „Navy Strength“?
Da die Navy ständig mit Schießpulver in Kontakt kam, das jederzeit funktionsfähig sein musste, war es für die Admiralität wichtig, eine Trinkstärke für Rum festzulegen, die dessen Entzündbarkeit bei Kontakt mit Schießpulver nicht beeinträchtigte – die sogenannte Navy Strength. Um dies zu beweisen, wurde Rum einfach auf das Schießpulver gegossen und die Mischung entzündet. Dass diese Praxis zum Standard für die Prüfung des Alkoholgehalts wurde, ist jedoch reiner Seemannsgarn. Mehr dazu und zu anderen Mythen findest du am Ende des Artikels.
Dieser ikonische Alkoholgehalt hat bis heute nichts von seiner Relevanz in der Welt des Rums verloren. Dank der Einführung von Alkoholmessgeräten und Sicherheitsstandards in der Kriegsindustrie verlagerte sich seine Präsenz jedoch von Marineschiffen vor allem auf die Etiketten unzähliger Rums.
Was ist der Black Tot Day?
Die Fortschritte in der Schifffahrt und der Militärtechnologie machten auch vor jahrhundertealten Traditionen nicht Halt. Ende des 20. Jahrhunderts kamen die britische Regierung und ihre Offiziere zu dem Schluss, dass moderne Messgeräte und schwerere Artillerie nicht mehr mit dem täglichen Alkoholkonsum vereinbar waren, und beschlossen 1970 im britischen Parlament während der „Großen Rum-Debatte”, die tägliche Rumration endgültig abzuschaffen.

Am 31. Juli 1970 fand somit der letzte Ausschank der Rumration statt. Dieser Tag, der von Seeleuten als zutiefst tragisch empfunden wurde, wird seitdem nicht nur von Marineangehörigen, sondern auch von Rumliebhabern weltweit als Black Tot Day gefeiert. Die Restbestände der Marine wurden eingelagert und später als begehrte Glasbehälter in Korbgeflecht, sogenannte Flaggons, auf Auktionen angeboten, wo sie auch heute noch Spitzenpreise erzielen. Aus vielen Berichten der RumX-Community wissen wir jedoch, dass der Kauf solcher Flaggons immer ein großes Glücksspiel ist und dass die Qualität und die Zusammensetzung der Mischungen stark schwanken.

Wie schmeckt Navy Rum?
Obwohl das Grundrezept für die Mischungen im Laufe der Zeit von der Royal Navy standardisiert wurde, variierten die in den einzelnen Rum produzierenden Ländern verwendeten Zutaten in einigen Fällen stark. Wir haben Tausende von Rum-Bewertungen und Verkostungsnotizen auf RumX analysiert – was Navy Rums verbindet, ist ein hochkomplexes Zusammenspiel der typischen Aromen der verwendeten Rum-Länder:
- Jamaika: Tropische Früchte wie Ananas und Mango sorgen dank ihres hohen Estergehalts (Fruchtaromamoleküle) für die fruchtigen, exotischen Noten.
- Britisch-Guayana: Dunkle, erdige Aromen von Kaffee, Leder und Schokolade verleihen der Mischung Tiefe und Struktur.
- Barbados: Kokosnussaromen sorgen für Cremigkeit und Süße.
- Trinidad: Frische Kräuter, dunkle Gewürze und eine subtile Rauchnote verleihen der Komposition einen geheimnisvollen Kick.
Die Komplexität und Qualität einer Navy-Mischung kann je nach Dauer der jeweiligen Fassreifung beliebig gesteigert werden, vom preiswerten Seemannsgetränk bis zum edlen Kapitänstropfen. Aber wie findet man sich in der Vielfalt der verschiedenen Navy-Rumsorten zurecht? Schauen wir uns die einzelnen Qualitätsstufen einmal genauer an!
Was sind die bekanntesten Navy-Rums für Einsteiger und Segelanfänger?
1979 gelangte Charles Tobias in den Besitz des Originalrezepts für Navy-Rum und begann, diesen in Navy Strength abzufüllen. Das Rezept war lange Zeit geheim gehalten worden. Er benannte den Rum nach dem Purser, dem Zahlmeister an Bord, der früher für die Rumrationen zuständig war, „Pusser's”. In der Folge sprangen andere Hersteller und Rummarken auf den Zug auf, und es bildete sich eine stetig wachsende Gruppe von Liebhabern dieses Stils. Diese unkomplizierten, leicht zu trinkenden Einsteiger-Vertreter sind die perfekten Begleiter für eine wilde Seemannsparty. Dank ihrer leichten Verfügbarkeit und Zugänglichkeit, oft durch die Zugabe von Zucker, haben diese Navy Rums mittlerweile die Märkte weltweit erobert.
Was sind die Navy Rums für Fortgeschrittene und wackere Lieutenants?
Viele Rum-Brands haben in den letzten Jahren mit der Rezeptur eines Navy-Blends experimentiert und spannende Abfüllungen auf den Markt gebracht. Mit diesen Vertretern steigt nicht der Alkoholgehalt, sondern die Qualität! Deutlich ältere Fässer sorgen für mehr Komplexität und Tiefe und nehmen dich mit auf eine spannende Entdeckungsreise in die Welt des britischen Rum-Stils.
Was sind die besten Navy Rums für Profis und gestandene Kapitäne?
Du hast schon alle 7 Weltmeere bereist, kennst dich bestens in der Rumwelt aus und möchtest nach einem harten Tag auf See in deiner Kapitänskajüte nur die Champions League der Navy Rums genießen? Nur die ältesten und besten Rumfässer finden ihren Weg in diese Navy Rums der Preisklasse über 100€!
Kurioser Fakt: Die Brüder Sukhinder und Raj Singh, Gründer und langjährige Eigentümer von The Whisky Exchange, kauften einige 4,5 l Original-Flaggons der britischen Marine von einem ehemaligen Matrosen und bekamen 2007 die Gelegenheit, den Rest der Bestände zu erwerben. Diese haben Sie dann zu einem Stück flüssiger Rumgeschichte in hochwertige 0,7l Flaschen abgefüllt und damit das historische Geschmackserlebnis mit garantierter Qualität für jedermann zugänglich gemacht: The Last Consignment!
Die darin enthaltenen Destillationen gehen teilweise bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück. Als passendes Extra gibt es zur Rumflasche einen traditionellen Tot Mug aus Metall ins Paket.Ihr seht: Navy Rum hat einen festen Platz sowohl in der Rumhistorie als auch im Herzen der Rumliebhaber weltweit. Grund genug für uns bei RumX, unseren Beitrag zu dieser besonderen Tradition zu leisten: Gemeinsam mit dem unabhängigen Abfüller Familie Ricci von der Côte d’Azur haben wir unseren Traum verwirklicht und einen exklusiven Navy Rum für unsere riesige RumX Community kreiert. 100% nach unseren Vorgaben, in einem komplexen Prozess über viele Wochen geblendet – mit Rums, die bis zu 31 Jahre gereift sind.
Möchtest du mehr zur Entstehungsgeschichte hinter dieser einzigartigen Kollaboration mit Famille Ricci entdecken? Erfahre, wie RumX den Navy Rum neu interpretiert.
Unseren Rum entdeckenDie grössten Mythen rund um Navy Rum - Wahrheit oder Fiktion?
Navy Rums sind wahre Legenden – voller Geschichte und Aromenvielfalt, ein Genuss für alle, vom neugierigen Einsteiger bis zum erfahrenen Profi. A propos Profi: Wir haben mit einem der bekanntesten Rum-Experten und Buchautor Matt Pietrek zum Thema Navy Rum gesprochen. Dabei wurde mit manchen Mythen aufgeräumt und wir konnten spannende Side-Facts erfahren:
Echte „Navy Strength“: 54,5 % vol. – nicht 57 %
Im britischen Proof-System wurde der Rum der Royal Navy „4,5 Grad unter Proof“ ausgegeben – das sind 54,5 % ABV. „100° Proof“ (= Proof Strength) entspricht 57,1 % ABV und ist etwas anderes.
Merksatz: Wer „Navy Strength“ sagt, meint 54,5 %.
Schwarzpulver-Show? Reiner Seemannsgarn.
Der romantische Gunpowder-Test war nicht die Routine der Navy. Ab Mitte des 18. Jh. setzte man Hydrometer ein – präzise, standardisiert, sicher. Schwarzpulver und Spirituosen wurden an Bord voneinander getrennt gelagert.
Merksatz: Wissenschaft statt Pyro-Show.
Der echte Blend: Demerara & Trinidad first
Der typische Navy-Blend des 20. Jahrhunderts: rund 60 % Demerara, 30 % Trinidad, 10 % andere. Jamaica? Wenn überhaupt, nur Nebenrolle.Geschmacklich: Tiefe Melasse-Noten und Lakritz-Süße aus Guyana, balanciert von trockenen, würzigen Akzenten aus Trinidad.
Merksatz: Demerara Rum war der Liebling der Navy.
Der „Tot“ im Wandel
Von wegen seit 1655 täglich Rum - früher galt ein Gallon Bier pro Tag als Standard, Rum, Brandy, Wein oder Arrak nur ersatzweise! Später wählten immer mehr Matrosen „Grog Money“ statt Rum.
Merksatz: Geld sticht Rausch.
Wenn du dich richtig in die Welt des Navy Rum vertiefen willst, empfehlen wir dir Matts neues Buch zu diesem Thema.
Hol dir das BuchAber genug erzählt und schwadroniert, jetzt seid ihr dran:
- Welche Navy Rums sind eure Favoriten?
- Welche Rumländer bevorzugt ihr in eurem Navy Rum?
- Welche wichtigen Fakten haben wir vergessen?
Schreibt es uns in die Kommentare!

